Wiki90: Enzyklopädie im 90er-Jahre-Stil im Internet
Heutzutage ist Genetische Verwandtschaft (Linguistik) für viele Menschen auf der ganzen Welt zu einem interessanten Thema geworden. Von seinen Auswirkungen auf die Gesellschaft bis hin zu seinen Auswirkungen auf Wissenschaft und Technologie hat Genetische Verwandtschaft (Linguistik) die Aufmerksamkeit von Akademikern, Forschern und Fachleuten aus verschiedenen Bereichen auf sich gezogen. Während wir die Dimensionen von Genetische Verwandtschaft (Linguistik) weiter erforschen, stoßen wir auf endlose Möglichkeiten und Herausforderungen, die uns dazu einladen, über seine Bedeutung in unserem täglichen Leben nachzudenken. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf Genetische Verwandtschaft (Linguistik) und seine Auswirkungen auf unser tägliches Leben sowie die Chancen, die es für die Zukunft bietet.
Als genetisch verwandt bezeichnet man in der Linguistik Sprachen, die auf eine gemeinsame Ursprache zurückgehen. Darüber hinaus bezeichnet „genetisch“ in der Linguistik allgemein eine Klasse von Fragestellungen und Problemen, welche bestimmte Aspekte der Entstehung oder Herkunft einer Sprache betreffen. Genetisch miteinander verwandte Sprachen fasst man zu einer Sprachfamilie oder, allgemeiner, zu einer genetischen Einheit zusammen. Miteinander verwandte Sprachen zeichnen sich durch gemeinsame Entwicklungen (z. B. in Phonologie, Wortbildung, Morphologie) aus. Die Sprachverwandtschaft wird üblicherweise, nach August Schleicher, in Form eines Stammbaums dargestellt (Stammbaumtheorie). Man bezeichnet deshalb Sprachen dann als verwandt, wenn sie von einer gemeinsamen Ursprache oder Grundsprache abstammen (siehe auch Sprachwandel).
Sprachen können aus verschiedenen Gründen ähnliche Eigenschaften haben; Ähnlichkeiten zwischen Sprachen müssen nicht auf gemeinsamer Herkunft aus einer Ursprache beruhen, sondern können andere Gründe haben:
Wenn zwei oder mehrere Sprachen Ähnlichkeiten zeigen, die systematisch und so zahlreich sind, dass sie nicht auf Zufall, Entlehnung oder Sprachuniversalien zurückgeführt werden können, ist die wahrscheinlichste Hypothese, dass die Sprachen auf eine gemeinsame Ursprache zurückgehen und miteinander verwandt sind.
Der Nachweis, dass zwei oder mehrere Sprachen genetisch miteinander verwandt sind, gilt als erbracht, wenn als Kriterien für Sprachverwandtschaft beobachtete, untersuchte und akzeptierte Phänomene beschreibbar sind. Beispielsweise belegen lautgesetzliche Phonementsprechungen, dass Sprachen wie Spanisch, Italienisch, Französisch und Portugiesisch miteinandere verwandt sind (alle gehen auf eine gemeinsame Ursprache zurück, das Vulgärlatein):
Spanisch | Italienisch | Französisch | Portugiesisch | Deutsche Übersetzung |
---|---|---|---|---|
dos | due | deux | dois | zwei |
diez | dieci | dix | dez | zehn |
diente | dente | dent | dente | Zahn |
de | di | de | de | von |
duermen | dormono | dorment | dormem | sie schlafen |
Die Analyse verschiedener Sprachen und die Herausarbeitung systematischer Ähnlichkeiten, die nicht auf Zufall, Sprachuniversalien oder Entlehnung zurückzuführen sind, wird als komparative oder historisch-vergleichende Methode bezeichnet. Um zufällige Ähnlichkeiten zwischen Sprachen auszuschließen, muss die Methode beweisen, dass die herausgearbeiteten Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Sprachen einem Gesetz folgen. Deshalb reicht es in der historisch-vergleichenden Methode nicht, nur eine ähnliche Aussprache zwischen Wörtern oder Morphemen mit gleicher Bedeutung relevant, sondern die Ähnlichkeiten mussten ein regelmäßiges Muster aufweisen und z. B. durch Lautgesetze beschreibbar sein. Neben dem Nachweis der genetischen Verwandtschaft ist ein weiteres Ziel der historischen und vergleichenden Sprachwissenschaft die Rekonstruktion der Ursprache oder Proto-Sprache, von der die genetisch miteinander verwandten Sprachen abstammen.
Bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Ähnlichkeit zwischen Sprachen vor allem biblisch begründet. Im Alten Testament finden sich einige Narrative, die die Vielfalt der Sprachen auf der Welt erklären:
Mit William Jones’ Entdeckung, dass Sanskrit mit Latein und Griechisch verwandt ist und möglicherweise auch mit Gotisch, Keltisch und Persisch, war der Ursprung der Indogermanistik und der Suche nach einer indogermanischen Ur- oder Proto-Sprache. Jones selbst blieb jedoch in seinem Denken noch in biblischen Erklärungen für die sprachlichen Ähnlichkeiten verhaftet. Langfristig trugen Jones’ Erkenntnisse jedoch zum Ende einer religiös motivierten Ethnographie bei. Ende des 18. Jahrhunderts beriefen sich Gelehrte nicht mehr auf die Bibel als Erklärungsmodell für Urgeschichte oder Philologie.
Die Stammbaumtheorie in der Linguistik wurde von August Schleicher Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt, um die Ähnlichkeit zwischen Sprachen zu erklären. Nach dieser Theorie entwickeln sich Sprachen analog der Evolution biologischer Arten aus einer Ursprachen (Protosprache) entwickeln. Aus der Ursprache entwickeln sich Tochtersprachen, und die Verwandtschaftsverhältnisse lassen sich wie in der Biologie in Stammbäumen darstellen.
Die Wellentheorie der Sprachentwicklung wurde ursprünglich von Hugo Schuchardt 1870 in die historische Sprachwissenschaft eingeführt und von Johannes Schmidt weiterentwickelt. Nach dieser Theorie entstanden die Ähnlichkeiten zwischen indogermanischen Sprachen auch aufgrund allmählicher räumlicher Verbreitung sprachlicher Neuerungen. Die Wellentheorie ergänzt die von August Schleicher entwickelte Stammbaumtheorie. Mithilfe der Wellentheorie kann die Ausbreitung bestimmter sprachlicher Erscheinungen über Sprachgrenzen hinaus einfacher erklärt werden.
Abgegrenzt werden muss der Begriff der genetischen Verwandtschaft in der Linguistik von dem Begriff der genetischen Verwandtschaft in der Biologie, im speziellen Fall in der Anthropologie bzw. Ethnologie: Die Sprecher von genetisch verwandten Sprachen müssen nicht auch ethnisch (biologisch-genetisch) verwandt sein. Als Beispiel dafür kann das Spanische dienen: Ein Teil der Bevölkerung Lateinamerikas spricht Spanisch als Muttersprache, gehören aber unterschiedlichen Ethnien an.
Die Kreolsprachen lassen sich ebenfalls nicht mit den Begriffen der genetischen Verwandtschaft erfassen. Sie werden von einer eigenen Unterabteilung der Linguistik, der Kreolistik, untersucht. Ähnlich wie die Kreolsprachen lassen sich auch die meisten Plansprachen nicht oder nur schwer genetisch klassifizieren, obwohl man deren Ursprung meist genau kennt.